Weggeworfene Zigarettenstummel, ein Lagerfeuer, Trockenheit oder gar eine Glasscherbe. Das sind einige Ursachen für Waldbrände. Durch den Klimawandel können verheerende Feuer noch häufiger auftreten. Doch wie gehen Fachleute in unterschiedlichen Ländern Europas dagegen vor? Ein Vergleich zwischen Portugal und Schweden zeigt: Jedes Land hat seine spezielle Strategie.
Foto: Waldbrände können verheerende Folgen haben. Credit: Unsplash/Fabian Jones
Mit 9619 Waldbränden lag Portugal im Jahr 2020 auf Platz eins der Waldbrandrate in Europa. Die meisten Waldbrände lodern in den südlichen Teilen Europas. Auf Platz 5 der Statistik liegt jedoch das baumreiche Nord-Land Schweden mit 5305 Bränden. Beide Länder liegen nicht nur weit voneinander entfernt, sie haben auch ganz unterschiedliche und kreative Wege gefunden, um der Feuergefahr zu begegnen. Auf ins Unterholz!
Tierisch guter Einsatz
Den Feuerwehrschlauch fest zwischen den Hufen gepackt, ein kurzes Meckern und dann Wasser marsch! Auf diesen Gedanken könnte man kommen, wenn man hört, dass in Portugal Ziegen die Waldbrände bekämpfen sollen. In Wirklichkeit kommen die hilfreichen Paarhufer aber nicht beim Feuer selbst zum Einsatz, sondern leisten bereits davor ihre wertvolle Arbeit – sie fressen die Sträucher und kleinen Bäume im Wald. So halten sie den Waldboden frei von Bewuchs, wie etwa Zweigen, die als Brandbeschleuniger wirken.
Im Gegensatz zu Feuerwehrautos oder Waldarbeitern kommen die Ziegen auch an Sträucher ohne Probleme heran, die auf den vielen Bergen Portugals oder auf unsicherem Gelände wachsen. Das Abgrasen der Gras- und Buschlandschaft sowie der Waldböden sorgt dafür, dass natürliche Brandschneisen entstehen. Die wiederum sind wichtig zur Waldbrandeindämmung. Denn jedes Feuer braucht drei wichtige Mittel, um brennen zu können: einen brennbaren Stoff (z. B. Holz), ein Oxidationsmittel (in der Regel Sauerstoff aus der Luft) und eine Zündquelle (z. B. einen heißen Zigarettenstummel). Fehlt eine Komponente, wie bei einer Schneise, in der keine trockenen Zweige liegen, erlischt die Flamme.
Bomben gegen das Feuer
Ein Flugzeug fliegt über den Waldbereich, der lichterloh brennt, dann ein lauter Knall und das Feuer geht aus. Genau dieses Vorgehen trafen die Rettungskräfte in Schweden, um einen Waldbrand zu bekämpfen. Mithilfe eines Militärflugzeuges wurde direkt über dem brennenden Wald eine Bombe abgeworfen. Die Druckwelle, die durch die Explosion entstand, verdrängte den Sauerstoff, sodass das Feuer erlosch. Über dieses Ereignis berichteten im Jahr 2018 mehrere Nachrichtensender. Allerdings war diese Methode der Waldbrandbekämpfung nur eine Ausnahme. Bei dem Brandgebiet handelte es sich nämlich um ein militärisches Übungsgelände. Dieses war sowohl schwer zugänglich als auch risikobehaftet durch nicht explodierte Munition von militärischen Übungen. Vorwiegend werden zur Waldbrandbekämpfung aber auch in Schweden Feuerschneisen gelegt, die dafür sorgen sollen, dass sich ein Brand nicht weiter ausbreitet. Das erfolgt allerdings in der Regel von Menschenhand, mit Kettensägen und Waldmaschinen.
Problem in beiden Ländern: Bestes Brennholz
In Portugal gibt es neben Eichen und Kiefern auch Eukalyptusbäume. Eukalyptusöl wird häufig bei Erkältungen eingesetzt, da es schleimlösend und entzündungshemmend wirkt. Eukalyptusbäume wachsen schnell und sind deswegen besonders bei Kleinbauern sehr beliebt. Durch das rasche Wachstum und die Ernte des Eukalyptus-Öls werden diese den einheimischen, langsam wachsenden Baumarten vorgezogen. In Sachen Feuer ist das jedoch eine Gefahr, denn das Eukalyptusöl lässt sich schneller entflammen als Diesel. Bei besonders hoher Hitzeentwicklung kann der Baum deshalb regelrecht explodieren.
In den Wäldern Schwedens gibt es am häufigsten Fichten und Kiefern. Diese Nadelhölzer verbrennen besonders schnell. Das Baumharz der Hölzer ist zudem ein guter Brandbeschleuniger. Cathelijne Stoof, Waldbrandforscherin an der Universität Wageningen in den Niederlanden, erklärte in einem Interview gegenüber der niederländischen Fernsehgesellschaft TROS das größte Problem der Nadelwälder: „Laubbäume sind weniger brennbar als Nadelbäume. Das liegt an den Blättern, da diese die Sonne abschirmen und so die Feuchtigkeit im Wald bleibt. Das sorgt wiederum dafür, dass dieser feuchter und kühler ist.“ (Was schwedische Forscher aus totem Holz machen wollen, erfahrt ihr hier.)
Wenn nun in den Sommermonaten die Nadelwälder Schwedens durch wenig Regenfälle austrocknen, kann ein einziger Funke, sei es durch ein Lagerfeuer oder gar durch ein geparktes Auto, dafür sorgen, dass es anfängt zu brennen. Modernere Autos besitzen einen Katalysator. Dieser entwickelt bereits nach sehr kurzer Zeit hohe Temperaturen. Wenn so beispielsweise ein Auto auf einer trockenen Wiese abgestellt wird, erhitzt der Katalysator den Boden und sorgt so dafür, dass sich ein Brand entwickelt. In Kombination mit Bäumen, die sich schnell anzünden lassen, kann ein einziger Funke also verheerende Auswirkungen haben. Für Einsatzkräfte bedeutet dies also schnell zu handeln – quasi ein Wettlauf gegen die Zeit.
Dichtes Netz vs. weite Wege
Das ist an manchen Ecken von Schweden jedoch gar nicht so einfach. Das Land ist mit 528.447 Quadratkilometern Fläche eines der größten Europas. Allerdings leben hier mit 23 Einwohnern pro Quadratkilometern nur sehr wenige Menschen, insbesondere im Norden des Landes. Entsprechend lang sind die Rettungswege: Es gibt nur eine Feuerwache pro 724 Quadratkilometer. So können sich besonders Brände in abgelegenen Bereichen schneller ausbreiten und unkontrolliert wachsen.
Deshalb wird in den weiten Wäldern Schwedens häufig mit Flugzeugen aus der Luft gelöscht. Dabei werfen die Löschflugzeuge häufig rot gefärbtes Wasser über dem brennenden Wald ab. Die rote Färbung des Wassers entsteht dabei aus beigemischten Phosphaten. Die Chemikalien sollen dazu dienen, dass sich die Flammen langsamer ausbreiten. Zusätzlich dient die Färbung als Markierung, damit die Pilot:innen wissen, wo sie bereits gelöscht haben.
Portugal hingegen reagiert auf die hohe Waldbrandgefahr mit einem dichten Rettungsnetz. Das nur 92.212 Quadratkilometer große Land mit den vielen Waldbränden hat eine Feuerwache pro 197 Quadratkilometer.