Mehr Zeit hat wahrscheinlich kein Bauprojekt der Welt in Anspruch genommen: Bis der künstlich angelegte Kanal von Korinth fertiggestellt wurde, waren seit dem ersten Spatenstich schon 1826 Jahre vergangen. Mit einer Breite von gerade einmal 24 Metern trennt die Schneise das griechische Festland und die Region Peleponnes. Dort liegt auch Korinth, in der Antike eine Hochburg des Handels. Allerdings führte der Weg dorthin durch raue Gewässer und um die ganze Küste der Halbinsel herum. So kamen die alten Griechen auf die Idee, eine Abkürzung auszuheben. Das ist schon 2.500 Jahre her.
Doch schnell kam es zu Problemen: Erst fürchtete der Herrscher, die Götter zu erzürnen, dann zeigten sich die Baumeister überfordert mit den unterschiedlichen Wasserständen auf beiden Seiten. 67 nach Christus wagte sich schließlich der römische Kaiser Nero an den Kanalbau. Angeblich soll er mit einem goldenen Spaten das Projekt begonnen haben. Doch das Ende seiner Herrschaft drei Monate später beendete die Arbeiten rasch. Es dauerte bis ins 19. Jahrhundert, bis die Aufgabe wieder aufgenommen wurde. Einige Geschäftsleute aus Ungarn, darunter der General Istvan Turr, sicherten sich per Vertrag von der griechischen Regierung Unterstützung dafür zu. Ihnen gelang es bis 1893 nach dem Vorbild Neros, aber mit der damals modernsten Technik, das enorme Bauvorhaben zu meistern.
Allerdings passen nur kleinere Schiffe wie Fähren durch den Kanal, weshalb er heutzutage überwiegend für touristische Zwecke genutzt wird. Immer wieder ist die Wasserstraße sogar für die Schifffahrt ganz gesperrt, da die bis zu 74 Meter hohen Wände bröckeln oder Steinrutsche die Durchfahrt blockieren können. Besuchern bieten fünf Brücken aber gute Sicht von oben. Wer den Nervenkitzel sucht, kann sich außerdem an einem Bungeeseil hinunterstürzen.
Foto: Kanal von Korinth. Credits: Unsplash/J. Zeerak.