Ein romantischer Abendspaziergang an der Donau gehört für fast jeden Budapest-Besucher zum Pflichtprogramm. Unter den vielen prächtigen Bauten am Ufer stechen dort zwei besonders heraus: das majestätische Parlamentsgebäude, Wahrzeichen der ungarischen Hauptstadt, und die besonders kunstvoll gestaltete ungarischen Akademie der Wissenschaften. Vor knapp 160 Jahren eingeweiht ist es das älteste Gebäude am Budapester Donauufer. Architekturfreaks erkennen sofort die neoklassizistische Architektur des 19. Jahrhunderts, entworfen vom Architekten Friedrich August Stüler, von dem auch die Berliner Nationalgalerie stammt.
Doch die beschauliche Atmosphäre trügt. Denn was wohl kaum ein Spaziergänger ahnt: Hinter den Kulissen der beiden Gebäude spielte sich in jüngerer Zeit ein regelrechter Machtkampf ab – zwischen Politik und Wissenschaft.
Zwar gilt die Akademie als größte und älteste wissenschaftliche Institution Ungarns. Sie ist ein bedeutendes Symbol der Forschung im Land, unter ihren Mitgliedern finden sich einige Nobelpreisträger. Zuletzt etwa Katalin Karikó, die 2023 für die Grundlage zur Entwicklung des mRNA-Impfstoffes den Medizin-Nobelpreis erhielt. Neben der Forschung soll die Akademie auch Ungarns Politiker in wissenschaftlichen Fragen unabhängig beraten. Eigentlich. Denn bereits 2019 wurde im benachbarten Parlamentsgebäude auf Vorschlag von Victor Orbáns rechtsnationaler Regierung ein Gesetz gebilligt, dass die Unabhängigkeit der Akademie und der ungarischen Wissenschaft insgesamt gefährdet. In der Folge sah man statt Spaziergängern daher vermehrt Demonstrierende: Forschende und Studierende gingen aus Protest auf die Straße.
Foto: Die ungarische Akademie der Wissenschaften. Credits: Canva.