„Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgeschossen“, kein zweiter Satz steht so prominent für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, der zwischen 50 und 70 Millionen Menschen das Leben kostete. Dieses Zitat steht am Anfang des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen am 1. September 1939. Bereits einen Tag zuvor hatte ein SS-Kommando einen perfiden Plan ausgeführt: Auf Hitlers Anordnung hin griffen die Männer den Radiosender in Gleiwitz an, wurden jedoch für feindlich gesinnte polnische Soldaten ausgegeben. Diese Inszenierung hatte Erfolg und lieferte dem Regime einen fingierten Vorwand und Propaganda für die anstehende Invasion.
Doch nicht nur die dramatische Geschichte verleiht dem Bauwerk seine Bedeutung. Noch heute steht der hölzerne Sendemast, auf den der Überfall ausgeübt wurde, in Gliwice, wie der Ort im heutigen Polen heißt. Seit Kriegsende hält der 111 Meter hohe Turm den Rekord für das weltgrößte Bauwerk aus Holz. Es ist zusammengesetzt aus beständigem Lärchenholz, verbunden mit tausenden hochwertigen Messingschrauben. Trotz der stabilen Bauweise müssen die Latten aber regelmäßig aufbereitet werden.
Nach dem Krieg diente der Turm funktechnischen Versuchen, unter anderem für den Einsatz von Störsendern. Kurzzeitig strahlte sogar ein Regionalsender dort wieder Programm aus. Bis heute ist der Holzmast funktionsfähig und sendet Kommunikationswellen auf rund 50 verschiedenen Frequenzen aus. Darüber hinaus ist auf dem Gelände ein Museum entstanden, das die originalen Einrichtungen zeigt und an die erschreckenden Ereignisse an diesem Ort erinnert. Die Gedenkstätte ist das ganze Jahr über geöffnet, der Eintritt ist frei.
Website des Museums (englisch): http://muzeum.gliwice.pl/en
Foto: Funkmast. Credits: Pixabay/Hans.